Brief vom 21. März 1827

Von: Carolath-Beuthen, Adelheid von (1797–1849)
An: Pückler-Muskau, Lucie von (1776–1854)
Ort: Berlin
Datum: 21. März 1827
Umfang: 1 Br. 2 Bl.
Standort: Pückler-Archiv Branitz, Kasten 1, Mappe 14
Signatur: NPCH.LPAC27.001

Beschreibung

Lucie nach Muskau abgereist, Tochter in Sorge, ob sie gut angekommen ist, etwas geschwollene Drüsen abgerechnet ist ihre Gesundheit stabil, Die Königin von Bayern war eben so liebenswürdig gegen mich wie in Dresden, sie embrassierte mich zweymal, bekam aber in dem Gefühl ihres sie seitdem betroffenen großen Verlustes die Thränen in Augen als sie mit mir sprach, sie kehrte mehrere Male zu mir zurück und frug auch mit wahrer Teilnahme nach dir, ich drückte ihr dein Bedauern aus genöthigt zu sein abzureisen, worauf sie erwiderte: “Ich hätte sie sehr gern wiedergesehen, wir kennen uns so lange noch aus den Zeiten der glücklichen Jugend! Sie hat auch manches erlitten wie geht es ihr denn jetzt? Ist sie zufrieden, ist sie wirklich geschieden?” - ich sagte ihr nun ja du seist es und zwar aus eigener edelmüthiger Wahl und ich glaubte daß du in diesem Bewusstsein und umgeben von deinen dich so innig liebenden Kindern dich zufrieden fühltest. Darauf sagte sie mir ich mögte mir vorstellen daß man sagte der Fürst würde die Königin von Haiti heirathen ob es wahr wäre, ich sagte ich habe es auch schon gehört und kann nicht läugnen daß solche Gerüchte aus Anhänglichkeit für meine Mutter u den Fürsten mir wehe thun, dieser hat in seiner früheren Jugend Spaß gemacht von sich reden zu machen u jetzt ist nichts so toll u so platt was man sich nicht auf seine Rechnung erdichtet - dies ganze Gespräch hörte die Ministerin von Bernsdorff u mehrere Damen die mir zu Seite standen was mir da die Theilnahme der Königin unverkennbar war recht lieb ist. Auch die älteste Prinzeß war sehr freundlich gegen mich so wie alle die Damen. Die Gräfin Taxis Oberhofmeisterin sagte mir gleich die Königin würde eine private Audienz geben, was gestern auch statt fand, wo sie wieder äußerst gnädig gegen mich war und von dir sprach so wie von Allem was mich interessierte. Den Abend nach der Cour war Kiaking wo alles in Galla hinging und die Königin unter dem Schall der Trompeten u eines dreimaligen starken Aplaudierens empfangen ward. Vorgestern war großes Konzert wo ich neben dem Grafen St. Priest saß, und diese Gelegenheit ergriff um ihn wegen deiner Lebenscertificate dasjenige zu fragen was du mir auftrugst, ich schickte ihm gestern die Papiere u schrieb dazu, anbey folgt seine Antwort, und ein Brief des Fürsten der mir aus dem Bureau auswärtiger Angelegenheiten zugeschickt ward. Heute früh war im Conzertsalle Probe von dem Aufzug der heute Abend statt findet es wird sich herrlich ausnehmen., weitere gesellschaftliche Verpflichtungen, Frage nach dem Befinden der Mutter.